Größtes wasserwirtschaftliches Labor in Deutschland wird umfassend modernisiert

Größtes wasserwirtschaftliches Labor in Deutschland wird umfassend modernisiert

Vorstände von Ruhrverband und Emschergenossenschaft/Lippeverband geben Startschuss für
Bauarbeiten im laufenden Betrieb

Ruhrverband: Das wasserwirtschaftliche Kooperationslabor, das die Wasserverbände Ruhrverband und Emschergenossenschaft/Lippeverband (EGLV) seit 2008 gemeinsam an der Steinstraße in Essen betreiben, wird umfassend modernisiert. Prof. Norbert Jardin, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands, und Dr. Frank Obenaus, Technikvorstand von EGLV, gaben am Montag, dem 20. Januar 2025, gemeinsam den offiziellen Startschuss für das umfangreiche Projekt.

In zwei Bauabschnitten von jeweils rund einem Jahr Bauzeit sollen unter anderem die elektrischen
Anlagen erneuert, eine LED-Beleuchtung installiert, die IT-Infrastruktur überarbeitet und die Bodenbeläge ausgetauscht werden. Ein besonderes Augenmerk gilt der Technikzentrale, die durch den Austausch der Zu- und Abluftaggregate, den Einbau einer Energierückgewinnung, die Nutzung von Wärmepumpen (Kälte/Wärme) und die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach energetisch optimiert wird.

Weitere Energieeinsparungen werden durch die künftig zentral gesteuerte Kälteerzeugung und
Bereitstellung über ein als Ringleitung angelegtes Kälteverteilnetz sowie die Abschaffung der bisher
zahlreich vorhandenen Kühl- und Gefrierschränke für die Probenaufbewahrung erreicht; diese werden durch energetisch sinnvollere Kühlzellen und eine zentrale Gefrierzelle für Rückstellproben ersetzt. Den Anforderungen folgend mit geringeren Probenmengen und weniger gefährlichen Materialien zu arbeiten, werden die bisher über 70 Digestoren (Laborabzüge) durch neue, energiesparende Geräte mit besseren Steuerungsmöglichkeiten ersetzt und zugleich auf weniger als 50 Stück reduziert. Dies ermöglicht einen nachhaltigeren Laborbetrieb mit geringeren Energie- und Wartungskosten.

Da der Laborumbau im laufenden Betrieb stattfindet, kommt vor allem auf die fast 120 in dem Gebäude arbeitenden Menschen eine lange Phase mit baubedingten Beeinträchtigungen und räumlichen Provisorien zu, denn es wird zunächst der nördliche Gebäudeteil freigezogen und umgebaut. Danach folgen der Umzug des kompletten Labors in den fertigen Trakt und der Umbau des südlichen Gebäudeteils. Nach Abschluss der auf rund 23 Millionen Euro veranschlagten Bauarbeiten werden die Beschäftigten jedoch deutlich verbesserte Arbeitsbedingungen in einem rundum modernisierten Gebäude vorfinden, das für die nächsten Jahrzehnte einen ressourcenschonenden, prozessstabilen und sicheren Laborbetrieb ermöglicht.

Mit dem Umbau geht auch die teilweise Umwidmung einiger Laborräume und die Schaffung neuer
Labore einher, in denen künftig beispielsweise Untersuchungen von Spurenstoffen und
Transformationsprodukten im Zusammenhang mit der Einführung einer vierten Reinigungsstufe auf Kläranlagen vorgenommen werden können. Für abwasserepidemiologische Untersuchungen, Analysen zu Antibiotikaresistenzen und gezielte Nachweise von Krankheitserregern und ökotoxikologischen Effekten wird ein Labor der Sicherheitsstufe 2 weiter ausgebaut. Damit sehen sich die Betreiber Ruhrverband und EGLV für künftige Anforderungen, wie sie etwa durch die Überführung der neuen Kommunalabwasserrichtlinie (KARL) in nationales Recht auf das Labor zukommen könnten, gut aufgestellt.

 

Zum Hintergrund:

Das fünfstöckige Gebäude des Kooperationslabors wurde in den Jahren 1995/96 auf dem Gelände der Hauptverwaltung des Ruhrverbands (zwischen Kronprinzenstraße, Helbingstraße und Steinstraße in Essen) errichtet und beherbergte ursprünglich nur das Labor des Ruhrverbands. Im Jahr 2008 erfolgte die Kooperation mit dem Wasserverband Emschergenossenschaft/Lippeverband (EGLV), der mit seiner Hauptverwaltung auf der gegenüberliegenden Seite der Kronprinzenstraße ansässig ist.

Die technischen Anlagen stammen zum größten Teil noch aus der Anfangszeit und sind bis heute im
Dauerbetrieb. Insbesondere die Lüftung hat ihre technische Nutzungsdauer erreicht. Zudem haben sich in den zurückliegenden drei Jahrzehnten die Anforderungen an das Labor und dessen Ausrichtung stark geändert. Die nun anstehenden Investitionen in Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen sind daher unumgänglich.

Leiter des Kooperationslabors ist seit Oktober 2023 Dr. Jochen Türk, der an der Universität Duisburg- Essen einen Lehrauftrag für Wasseranalytik und Oxidative Prozesse hat. Am Eingang zum
Laborgebäude erinnert eine Gedenktafel an Dr. Hermann Bach, den früheren Leiter der chemischen
Abteilung der Emschergenossenschaft, der 1935 wegen seiner jüdischen Abstammung aus dem Amt
gejagt und 1944 in Gestapo-Haft ermordet wurde.

 

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Quelle: Ruhrverband
Bild: Den Baustart zur Modernisierung des größten wasserwirtschaftlichen Labors in Deutschland gaben (v.L.): Dr. Yvonne Schneider, Geschäftsbereichsleiterin Zentrale technische Abteilungen des Ruhrverbands, Dr. Frank Obenaus, Vorstand Wassermanagement und Technik von Emschergenossenschaft/Lippeverband, Prof. Dr. Norbert Jardin Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands, Carolin-Beate Fieback, Vorständin Personal, Verwaltung und Soziales des Ruhrverbands, Christoph Gerbersmann, Vorstand Finanzen des Ruhrverbands, Liana Weismüller, Vorständin Personal und Nachhaltigkeit von Emschergenossenschaft/Lippeverband, Dr. Jochen Tuerk, Leiter des Kooperationslabors, Prof. Dr. Issa Nafo, Geschäftsbereichsleiter Grundlagen und Entwicklung von Emschergenossenschaft/ Lippeverband
Fotocredits: Ruhrverband