Wirtschaftsministerin Neubaur besucht Siepmann-Werke in Warstein-Belecke
NRW-Wirtschaftsministern Mona Neubaur hat auf Einladung der IHK Arnsberg drei Unternehmen im Sauerland besucht. Ziel war das Siepmann-Werke in Warstein-Belecke. Mit den Unternehmensbesuchen löste die Ministerin eine Zusage aus dem März ein. Damals war sie zu einem Hintergrundgespräch mit der IHK-Vollversammlung in Arnsberg zu Gast und von Korinna Schwittay, Geschäftsführerin der Siepmann-Werke, und der IHK eingeladen worden. „Die Versorgung mit Energie und Rohstoffen ist eine große Herausforderung für die mittelständischen Unternehmen im Sauerland. Darum sind wir sehr dankbar, dass sich Ministerin Mona Neubaur die Zeit genommen hat, die Betriebe zu besuchen und sich in der Praxis über Herausforderungen und Lösungen zu informieren“, sagt Jörg Nolte, Hauptgeschäftsführer der IHK Arnsberg.
Erste Station der Ministerin bei ihrer Unternehmensreise durch das Sauerland waren die Siepmann-Werke. Das Familienunternehmen mit rund 450 Mitarbeitern blickt auf eine mehr als 125-jährige Firmengeschichte zurück und wird in der vierten Generation von Korinna Schwittay geführt. Das Unternehmen ist in zwei Geschäftsbereiche untergliedert, die Gesenkschmiede auf der einen Seite und die Tochtergesellschaft Stahl-Armaturen Persta auf der anderen Seite welche weltweit Industriearmaturen mit Einsatzbereichen im Energie- und Chemiesektor vertreibt.
Die größte Herausforderung für den Schmiedeprozess sei der hohe Energiebedarf, verdeutlichte Schwittay während des Rundgangs durch die Schmiede. Um die im Produktionsprozess notwendigen Temperaturen von bis zu 1.200 Grad zu erreichen, wird sehr viel Energie benötigt. Diese kann nicht elektrisch erzeugt werden. Für das Unternehmen sind deshalb eine Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen sowie planbare Verfügbarkeiten essentiell. Dies können konventionelle fossile Energieträger oder Wasserstoff sein, wenn dieser in ausreichender Menge bereitgestellt werden kann.
Unter den aktuellen politischen und technischen Rahmenbedingungen sei eine Umstellung auf Wasserstoff aber noch nicht wettbewerbsfähig, erläuterte Schwittay. Zudem müsse noch erforscht werden, wie sich der hohe Wasseranteil im Brennstoff auf den Stahl auswirke, denn die Produkte seien sicherheitsrelevante Bauteile. „Wir brauchen viel Zeit, um eine Produktion mit Wasserstoff realisieren zu können. Bis dahin sind wir auf Erdgas angewiesen“, betont sie. Auf dem Weg zur CO2 Neutralität plant das Unternehmen zunächst mit Investitionen in die Verbesserung der Energieeffizienz, um den aktuellen CO2-Ausstoß weiter zu reduzieren. Investitionen in CO2 neutrale Technologien werde das Warsteiner Unternehmen erst dann planen, wenn die technischen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen im Einklang mit der notwendigen Wettbewerbsfähigkeit stehen, stellte die Geschäftsführerin wiederholt heraus.
Mona Neubaur betonte: „Die klimaneutrale Transformation der Wirtschaft ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Sie erfordert erhebliche Investitionen in neue Technologien und Infrastrukturen, ist aber notwendig auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft. Wir brauchen hochwertige Schmiede-Bauteilen als Teil der europäischen Wertschöpfung. Die Landesregierung fördert daher gezielt Wasserstoff-Technologien, damit die Unternehmen mit diesen Technologien im weltweiten Wettbewerb bestehen können.“
Sorge um kontinuierliche Versorgung mit Holz bei Egger
Zweite Station war der Holzwerkstoff-Produzent Egger in Brilon. Das 1991 gegründete1990 auf grüner Wiese erbaute Werk ist mit rund 1200 Mitarbeitern der größte der weltweit 21 Produktionsstandorte der Tiroler Egger-Unternehmensgruppe. Das Unternehmen stellt Spanplatten, MDF-Platten und Langfaser-Platten her und veredelt diese mit dekorativen Oberflächen für die Möbelindustrie und als Bodenbeläge.
Der Fokus des Standortes sei auf einen besonders nachhaltigen Einsatz der Ressourcen ausgerichtet, erläuterte Geschäftsführer Martin Ansorge beim Betriebsrundgang. So entstand in Brilon das einzige vollintegrierte Werk der europäischen Holzwerkstoffindustrie. Vom Baumstamm bis zum fertigen Produkt werden alle Produktionsschritte abgebildet und die dabei entstandenen Restmaterialien kaskadisch wiederverwertet. Am Ende des Wiederverwertungskreislaufes steht der Einsatz bei der Erzeugung von Strom und Prozesswärme im eigenen Biomassekraftwerk.
Eine besondere Herausforderung, so Martin Ansorge, liege in der kontinuierlichen Rohstoffversorgung, die mehrheitlich aus einem Radius von rund 200 km um den Standort erfolgt. Der erfolgte Holzeinschlag in Sauerländer Nadelwäldern infolge von Stürmen, Trockenheit und Borkenkäfer werde absehbar deutlich sinken. Überlegungen für einen Nationalpark Senne/Egge-Gebirge könnten die Versorgungssituation durch Einschränkungen in der forstlichen Bewirtschaftung weiter verschärfen.
Mona Neubaur betonte die Bedeutung einer nachhaltigen und klimastabilen Forst- und Holzwirtschaft und verwies darauf, dass es an den Regionen selber liege, sich an dem Bewerbungsprozess zur Ausweisung eines zweiten Nationalparks zu beteiligen. Es gebe darüber hinaus seitens der Landesregierung keine Vorfestlegungen zum Standort.
Brabander stellt Nachhaltigkeit heraus
„Hartelijk Welkom“ hieß es an der Rezeption des Vier-Sterne-Hotels Der Brabander in Winterberg. Hier hat die Familie Meurs seit 1986 ein Stück Niederlande im Sauerland geschaffen. Das Hotel mit je nach Saison 125 bis 150 Mitarbeitern umfasst 85 Zimmer und 28 Appartements mit Schwimmbad, Wellness, Restaurant, Bar, Pfannekuchen-Haus, Aprés-Ski Hütte und eigener Skischule. Anfangs ausschließlich auf niederländische Gäste spezialisiert, spricht das Unternehmen nun auch deutsche Urlauber an.
Über die Geschichte und Entwicklung des Familien-Unternehmens, die eigenen Digitalisierungsprojekte und Maßnahmen zur Steigerung der Energie-Effizienz berichtete Danny Meurs während des Rundgangs durch das Hotel. Er ist eins von vier Geschwistern, die zukünftig alle im elterlichen Unternehmen und mit eigenen touristischen Angeboten in Winterberg tätig sind. Danny Meurs betonte, dass bei ihnen Nachhaltigkeit bereits bei der Integration der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus insgesamt 16 Nationen anfange. Wichtig ist der Familie auch, die Energie-Effizienz weiter zu verbessern. So sei eine PV-Anlage bestellt, zwei Blockheizkraftwerke sind im Einsatz, ein Biomasse-Tank installiert und in den Zimmern gibt es intelligente Thermostatventile.
Ein Thema, das viele Gastgeber in Winterberg und auch die Familie Meurs bewegt, ist der Bau von Windrädern. Den Ausbau der erneuerbaren Energien begrüße er sehr, doch die Sorge sei groß, dass der direkte Blick von der Hotelterrasse auf ein nahestehendes Windrad die Attraktivität der Landschaft und damit des Urlaubs schmälert. Ministerin Neubaur betonte, der deutliche Ausbau von Wind- und Solarenergie in Nordrhein-Westfalen sei zentral für die zukünftige Versorgungssicherheit, vergrößere die Unabhängigkeit von fossilen Energien und trage maßgeblich zum Erreichen der Klimaschutzziele bei. Für Südwestfalen sei es eine Chance, sich hier unabhängiger von Importen zu machen, die Folgen des Klimawandels für nachfolgende Generationen gestaltbar zu machen und zugleich eine starke Industrieregion zu bleiben. IHK-Hauptgeschäftsführer Jörg Nolte merkte an, dass er die Rolle der IHK in der Moderation dieses Prozesses zwischen Industrie, Gastgewerbe, Politik und Verwaltung sehe.
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Quelle: Thomas Becker, Referent für Kommunikation und Volkswirtschaft, IHK Arnsberg, Hellweg-Sauerland
Foto Siepmann: Geschäftsführerin Korinna Schwittay (2.v.li.) und Prokurist Olaf Herbst (re.) führten Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und IHK-Hauptgeschäftsführer Jörg Nolte durch die Schmiede der Siepmann-Werke.
Fotocredit:©Becker/IHK