Immobilien Leerstände in 1A-Lagen: Veränderungen lassen sich nicht verhindern – „aber steuern“

Investitionsgut Immobilie: Veränderungen in der Innenstadt lassen sich nicht verhindern – „aber steuern“

Meschede. Dass die Zukunft der Mescheder Innenstadt den Immobilieneigentümern und -eigentümerinnen keineswegs egal ist, machten sie „mit ihren Füßen“ deutlich: Mehr als 65 von ihnen waren jetzt zum Info-Abend „Investitionsgut Immobilie“ in die Stadthalle gekommen. Eingeladen dazu hatten die Stadt Meschede und die Wirtschaftsförderung. Nicht nur von dem zahlenmäßigen Interesse zeigte sich Wirtschaftsförderin Christina Wolff überaus erfreut: „Hier sind Gesprächsfäden entstanden, die nun in jedem Fall weitergeknüpft werden können.“

Ziel der Veranstaltung war es, die Rolle des „Investitionsguts Immobilie“ im Prozess der Innenstadt-Entwicklung zu beleuchten sowie Chancen und Möglichkeiten aufzuzeigen, die insbesondere die Eigentümerinnen und Eigentümer haben. Denn gerade ihnen komme eine zentrale Rolle zu, unterstreicht Christina Wolff: „Sie prägen durch die Nutzungen ihrer Immobilie die Angebots- und Funktionsstruktur und nehmen zudem durch Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen Einfluss auf das gesamte Stadtbild.“

Darauf, dass sich die Mescheder Innenstadt verändert, weisen nicht nur die baulichen Umgestaltungen der vergangenen Jahre hin, sondern auch die sich stets ändernden Rahmenbedingungen, stellte Bürgermeister Christoph Weber in seinem Grußwort dar. Deutlich erkennbar sei dies derzeit vor allem an den Leerständen in 1A-Lagen. Dieser Herausforderung müsse man sich stellen: „Wesentlich für alle Handelnden der Innenstadt ist, was wir hieraus ableiten, umsetzen und gestalten“, appellierte er an die Gäste.

Dazu hatten sich die Organisatoren gemeinsam mit dem Citymanagement gleich mehrere Experten eingeladen: Gisbert Schneider vom Büro Schneider+Straten machte deutlich, dass sich Veränderungsprozesse nicht verhindern lassen – sie seien aber mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen zu steuern. Eine davon: Das Ansiedlungsmanagement, bei dem die Bedürfnisse und Anforderungen potenzieller Mieter mit den Gegebenheiten vor Ort abgeglichen werden. Dabei zählen nicht Sympathie, sondern Fakten – wie etwa Flächenverfügbarkeit, Einzugsgebiet und Kaufkraft.

Gisbert Schneider hat im Sommer dieses Jahres eine solche Analyse für die Mescheder Innenstadt durchgeführt. Das Ergebnis: 119 Unternehmen des filialisierten Einzelhandels kommen theoretisch für eine Ansiedlung in Meschede in Frage. Allerdings: Wenn man weitere Filter anlegt – zum Beispiel welche Unternehmen bereits vor Ort vertreten sind, welche die Stadt vor kurzem verlassen haben oder derzeit durch Insolvenzen nicht expansionsfähig sind, bleiben in den beliebten Innenstadtsortiment Bekleidung und Schuhe nur noch drei infrage kommende Unternehmen übrig. Dies zeige auf, wie knapp die Ressourcen am Ende seien.

Und doch gebe es Chancen, so Stephan Britten, Referent für Standortpolitik, Innovation und Umwelt der IHK Arnsberg. Die sieht er im Bereich junger Gründer aus unterschiedlichen Branchen, die man mit Förderungen gezielt unterstützen könne – und die gleichzeitig neue Impulse für Innenstädte mitbringen. Den Gründern selbst riet er, ihre Vorhaben „nicht blauäugig anzugehen“: IHK oder Wirtschaftsförderung könnten schon frühzeitig professionelle Beratung bieten. Luca Henke vom Planungsbüro Stadt + Handel appellierte an die Eigentümerinnen und Eigentümer, bei Leerständen auch kürzere, flexible Mietverträge als Option zu sehen – gerade für junge Unternehmen könne dies ein entscheidendes Argument bei einer Ansiedlung sein.

Im Sommer hatte Gisbert Schneider erstmals Meschede besucht – mit positiven Eindrücken, wie er bekannte: Mit H&M, Müller und Kult gebe es attraktive Anker-Geschäfte, die geöffnete Henne und Ruhrstraße sorgen für Aufenthaltsqualität – allerdings gehöre auch zur Wahrheit, dass in manchen Lagen Neuvermietungen kein Selbstläufer mehr seien. Wie eine Nachnutzung gelingen kann, berichtete Eigentümer Jürgen Stemmer. Nach 40 Jahren Vermietungszeit sah er sich vor der Herausforderung, seine Immobilie neu an den Markt zu bringen. Deshalb führte er eine Analyse durch: Was ist gut, was muss verbessert werden? Eingangsbereich, Erreichbarkeit und Parkplätze kamen dabei unter die Lupe. Schließlich entwickelte sich das Projekt zu einer Komplettsanierung. Jürgen Stemmer machte klar, dass man nicht nur Probleme, sondern auch die Chancen sehen müsse: Ein leeres Schaufenster sei eben nicht nur Leerstand, sondern auch Werbefläche, auf der man mit Quadratmeterzahl und Kontakt-E-Mail auf seine Immobilie aufmerksam machen könne.

Bei allen Fachleuten wurde deutlich: Neben einem guten Marketing sei vor allem ein funktionierendes Netzwerk wichtig, um eine Innenstadt „am Laufen zu halten“. Immobilienqualität, eine gute Wahrnehmbarkeit und Stadtraumqualität mit Erlebnisfaktoren und Events seien gleichermaßen wichtig, brachte es Moderatorin Anne Kraft vom Citymanagement auf den Punkt. Auch Christina Wolff betonte, dass ein Zusammenspiel der Akteure unerlässlich sei. Ihr Positiv-Beispiel: Das Henne-Leuchten, das man im Dialog mit der Werbegemeinschaft Meschede aktiv entwickelt habe: „Ein echtes Alleinstellungsmerkmal und Highlight für Meschede.“

Neben den Fachbeiträgen stand der Austausch im Zentrum des Abends. Besonders erfreulich aus Sicht von Christina Wolff: Zahlreiche Anwesende wollen sich weiter in den Dialog einbringen im Akteursnetzwerk Innenstadt. Denn alle Experten waren sich einig, dass die Kooperation ein Pluspunkt für den Standort Meschede sei – Luca Henke: „Es tut gut, sich seiner Stärken gemeinsam bewusst zu werden.“ Interessierte Eigentümer und Eigentümerinnen können sich für regelmäßige Informationen gerne unter info@stadtmarketing-meschede.de oder bei Christina Wolff melden.

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Quelle: i. A. Jörg Fröhling, Presse und Öffentlichkeitsarbeit für Meschede, Bestwig, Olsberg

Foto: Wirtschaftsförderin Christina Wolff (l.) und Bürgermeister Weber (2.v.l.) freuten sich über den regen Austausch mit den Experten (v.l.) Gisbert Schneider, Jürgen Stemmer, Anne Kraft, Stephan Britten und Luca Henke.

Bildnachweis:©Stadtmarketing Meschede e.V.