Militärexperte: Warum haben wir vor jedem Wort Putins Angst? Scholz darf Selenskyj nicht zu Verhandlungen mit Putin zwingen!

Nico Lange hält Frieden in der Ukraine nur bei höherem militärischen Druck auf Russland für möglich

Militärexperte Nico Lange warnt den Westen eindringlich davor, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu Verhandlungen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin zu zwingen. „Putin und seine maßgeblichen Leute in Moskau sprechen die Ziele immer wieder offen aus: ein Regimewechsel in Kiew und das Ende der Ukraine als souveräner Staat“, sagte er vor dem Start der Ukraine-Friedenskonferenz in der Schweiz. „Und wenn er das erreicht hat, greift er nach dem nächsten Ziel. Er wird seine Kriegsmaschinerie ja nicht stoppen und sich um die friedliche Entwicklung seines eigenen Landes kümmern, nachdem er die Ukraine geschenkt bekommen hat, weil zum Beispiel die Deutschen Kiew zur Aufgabe gedrängt haben.“

Angesichts der russischen Haltung „werden wir einer Waffenruhe keinen Meter näher kommen, solange die Ukraine den militärischen Druck nicht massiv erhöhen kann“, sagte der Senior Fellow der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC). Je schneller das in Washington und Berlin erkannt werde, desto schneller sei Frieden möglich. „Ich sage nicht, dass die Ukraine alle Gebiete zurückerobern muss, bevor Verhandlungen möglich sind. Aber ohne das Risiko, alles zu verlieren, wird Putin sich keinen Zentimeter bewegen, das müsste nach zwei Jahren Krieg jeder begriffen haben.“

Die Haltung von Kanzler Olaf Scholz, Deutschland dürfe nicht Kriegspartei werden, um eine Eskalation zu verhindern, könne er „überhaupt nicht“ nachvollziehen, sagte Lange der „NOZ“:

„Warum haben wir Angst vor jedem Wort, das Putin sagt? Putin spürt unsere mentale Schwäche und nutzt das eiskalt aus“, sagte er. „Kanzler wie Helmut Schmidt waren stärker darin, mit solchen Lagen umzugehen. Olaf Scholz hätte noch immer die Möglichkeit, Putin zu sagen: ‚Jetzt ist Schluss! Wir lassen uns von einem Diktator auf eingebildeter historischer Mission nicht kleinkriegen.’“

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Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung, Redaktion
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