10 Jahre TAMAR – Runder Geburtstag der Prostituierten-Beratung

10 Jahre TAMAR – Runder Geburtstag der Prostituierten-Beratung

Soest: Seit zehn Jahren bietet TAMAR Beratungen für Prostituierte an – seit zehn Jahren in Teilen Südwestfalens, später auch in Teilen des Münsterlandes. Das bedeutet zehn Jahre Begleitung in ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben in Sicherheit, manches Mal Unterstützung beim Ausstieg aus der Prostitution oder bei der Entwicklung einer anderen Berufsperspektive. Diese zehn Jahre waren voller Begegnungen mit über 3.150 unterschiedlichsten Frauen in der Region Südwestfalen und entsprechend bedarfsgerechter Beratung in 14 Sprachen zu noch mehr Themen – zum Beispiel zu gesetzlichen Regelungen, bei Verhandlungen mit Behörden, bei der Gesundheitsvorsorge oder in akuten Krisensituationen.

Anlässlich dieses runden Geburtstags lud die Trägerin, die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. (EFHiW), zur feierlichen Würdigung der vergangenen zehn Jahre ein. Leitende Pfarrerin Birgit Reiche begrüßte die 50 Gäste – u.a. Wegbegleiter*innen und Förderer*innen: Glückwünsche überbrachten unter anderem Erika Denker, ehemaliges Vorstandsmitglied der EFHiW, Andrea Hitzke, Sprecherin der „Initiative Respekt und Schutz für Sexarbeitende“ und Darryl Welz für das „Bündnis der Fachberatungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter (bufas) e.V. „Eine gute Beratung im ländlichen Raum zu erhalten, ist für viele Sexarbeiter*innen in Deutschland nicht sehr leicht“, betonte Welz die Besonderheit von TAMAR. „Damit ist TAMAR sicher auch ein Vorbild für viele andere Regionen in Deutschland.“

Auch die frauenpolitischen Sprecherinnen der Landtags-Fraktionen würdigten die herausfordernden zehn Jahre. İlayda Bostancıeri (Bündnis 90/Die Grünen) freute sich über die klare Haltung der Trägerin: „Sie positionieren sich bewusst und öffentlich an der Seite von Sexarbeiter*innen.“ Anja Butschkau (SPD) und Franziska Müller-Rech (FDP) grüßten per Video. „Wir wissen, dass Sexarbeit noch sehr oft mit dem Thema Menschenhandel assoziiert ist,“ erinnerte Müller-Rech und erklärte, „dass man eben beides nicht so vermischen darf, dass es auch ganz viele Sexarbeiter*innen gibt, die diesen Job gerne machen.“ Tamara Degenhardt für die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Recht/Prostitution NRW lobte die starke Vernetzung der Beratungsstelle. Oliver Pöpsel, stellvertretender Landrat des Kreises Soest, konnte weitere finanzielle Unterstützung zusichern.

Bei einem prickelnden Getränk hatten die Gäste im Anschluss die Gelegenheit, die Beratungsarbeit der letzten Dekade zu reflektieren und sich über kommende Herausforderungen auszutauschen.

 

Zum Hintergrund:

TAMAR berät seit dem 01. Oktober 2014 Frauen in der Stadt Hamm, den Kreisen Olpe, Soest und Siegen-Wittgenstein (Südwestfalen) sowie später in Borken, Coesfeld und Steinfurt (Münsterland). Derzeit finanzieren die Kommunen des Beratungsgebietes zu 90% zweieinhalb Personalstellen, Honorarkräfte und Sachkosten. 10% der Mittel kommen weiterhin aus dem Etat der Trägerin.

Weitere Informationen zur Prostituierten- und Ausstiegsberatung TAMAR: www.tamar-hilfe.de

 

 

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Bild: Mit herzlichen Glückwünschen würdigten zahlreiche Gäste das runde Jubiläum von TAMAR: (von links) Darryl Welz (Bündnis der Fachberatungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter), Sigrid Lorsbach (Soroptimist International Club Siegen), Oliver Pöpsel (stellv. Landrat Kreis Soest), Tamara Degenhardt (Landesarbeitsgemeinschaft Recht NRW), İlayda Bostancıeri (frauenpolitische Sprecherin, Bündnis 90/Die Grünen), Birgit Reiche (Geschäftsleitung Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. – EFHiW), Anne Heckel (Geschäftsfeldleitung Anti-Gewalt-Arbeit EFHiW), Erika Denker (ehemaliges Vorstandsmitglied der EFHiW), Jolanta Schmidt (TAMAR), Sabine Reeh-Bender (TAMAR), Maria Ghiurutan-Tomescu (TAMAR), Andrea Hitzke (Initative Respekt und Schutz für Sexarbeitende), Sabine Saatmann (Kreisordnungsamt)
Quelle: Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Fotocredits: EFHiW