Vom „Breslauer Apparat“ bis zur Stechuhr LWL-Psychiatriemuseum präsentiert Objekte online

Bereits jetzt sind Einblicke in die Arbeit möglich, denn das Museum präsentiert eine Reihe von Sammlungsobjekten auf der Online-Plattform „museum-digital“
Warstein (lwl). Seit einem halben Jahr ist Emil Schoppmann als wissenschaftlicher Referent des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) im LWL-Psychiatriemuseum in Warstein tätig. In dem zweijährigen Projekt „Dinge ver-rücken. Vermittlungs- und Kommunikationsstruktur zu Geschichte und Gegenwart der Psychiatrie in Westfalen“ erarbeitet er ein Konzept für eine zeitgemäße Vermittlung der westfälischen Psychiatriegeschichte. Bereits jetzt sind Einblicke in die Arbeit möglich, denn das Museum präsentiert eine Reihe von Sammlungsobjekten auf der Online-Plattform „museum-digital“ unter LWL-Psychiatriemuseum Warstein: museum-digital:westfalen.
Der LWL hat das Psychatriemuseum anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Klinik im Jahr 2005 eröffnet.
Eine Gruppe aus ehemaligen Mitarbeitenden sammelte damals alles, was mit der Klinikgeschichte zu tun hatte. „Viele Objekte wurden auf diese Weise vor dem Container bewahrt“, so Schoppmann. Eine seiner Aufgaben ist es, die Sammlung zu erhalten und weiter zu qualifizieren. In den vergangenen Monaten hat er sich intensiv in das Thema eingearbeitet und bereits ein Sammlungskonzept erstellt, das laufend fortgeschrieben wird. Den dafür notwendigen Überblick braucht er auch für den im März beginnenden Umzug der Sammlung in ein neues Depot. Dabei werden die bislang an verschiedenen Orten auf dem Klinikgelände gelagerten Bestände im Haus 22 zusammengeführt. „Auch die klimatischen Bedingungen für die Objekte werden sich verbessern“, sagt Silke Bange. Die Restauratorin unterstützt seit kurzem die Projektarbeiten.
Neben dem Depotumzug pflegt Schoppmann laufend Teile der Sammlung in die Online-Plattform „museum-digital“ ein.
Bereits über 160 Objekte können Interessierte hier sehen. Alltagsobjekte, medizinische Geräte und Patientenarbeiten erzählen aus der Geschichte der am 1. April 1905 eröffneten, damaligen „Heil-und Pflegeanstalt“ und ermöglichen den Blick hinter verschlossen geglaubte Mauern. „Individuelle Objekte des Pflegepersonals oder von Patientinnen und Patienten sind jedoch eher selten“, weiß Schoppmann. Vielmehr haben sich Objekte aus dem Klinikalltag erhalten, darunter etwa ein sogenannter „Breslauer Apparat“ zur Raumdesinfektion. Zur Sammlung gehört auch eine Stechuhr, die sich an einem Trageriemen in einem runden Gehäuse aus Leder befindet. Mit ihr hatte das Pflegepersonal noch bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein die Zeiten der Nachtwachen zu dokumentieren. Jede halbe Stunde musste die Uhr „gesteckt“ werden und hinterließ eine Lochung auf einem Kartonziffernblatt.
Als ein weiterer Baustein des Projektes ist eine Online-Ausstellung geplant.
Sie wird sich mit der Warsteiner Anstalt im Ersten Weltkrieg und dem Thema „Hungersterben“ beschäftigen. Die zunehmende Lebensmittelknappheit während des Krieges führte gerade in psychiatrischen Anstalten zu einer lebensbedrohlichen Unterversorgung der Patient:innen. Dazu wird Schoppmann in den nächsten Wochen Informationen sammeln und aufbereiten. Wer inhaltliche Hinweise hat, kann sich per E-Mail unter emil.schoppmann@lwl.org mailto: emil.schoppmann@lwl.org  melden.
Ein Besuch des Psychiatriemuseums ist zurzeit dienstags von 15 bis 17 Uhr und mittwochs von 10 bis 12 Uhr im Rahmen einer Führung möglich.
Hintergrund: Die LWL-Kulturstiftung hat auf Antrag der Stadt Warstein für das zweijährige Projekt „Dinge verücken. Vermittlungs- und Kommunikationsstruktur zu Geschichte und Gegenwart der Psychiatrie in Westfalen“ die Fördersumme von 208.000 Euro bewilligt. Projektpartner und Mitfinanziers sind der LWL-Psychiatrieverbund Lippstadt-Warstein sowie das LWL-Museumsamt.
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Quelle: Stadt Warstein, Der Bürgermeister, i.A.Sabrina Schrage, stellv. Leitung Stadtmarketing
Fotocredit:©LWL-Kliniken Lippstadt Warstein