„Berliner Morgenpost“: Ungewöhnlich bewegend – Kommentar von Sibylle Haberstumpf zu den Special Olympics in Berlin
Man ist aus dem Fernsehen anderes gewöhnt. Zum Beispiel die Champions League. Dort liefern Profis zuverlässig sportliche Meisterleistungen. Von dieser Welt der durchgestylten, extrem gut verdienenden Sportstars, die mit großem Beraterstab ihre Gehälter und Werbegagen aushandeln, unterscheiden sich die Special Olympics grundlegend. Und sind gerade deshalb ein Gewinn.
Warum soll man Menschen mit geistiger Behinderung beim Fußball zuschauen? Perfekt wie Lionel Messi werden sie kaum spielen. Oder beim 100-Meter-Sprint? Weltrekorde wie einst Usain Bolt werden sie nicht laufen. Warum bei einer Veranstaltung zusehen, bei der Sportler mit schwersten kognitiven Beeinträchtigungen sich zum Teil „abmühen“, überhaupt ins Ziel zu kommen? Was bringt das? Die Antwort: sehr viel.
Alle 7000 Teilnehmer, die bei den Weltspielen starten, leben mit einer geistigen Behinderung. Sie stehen im Alltag vor großen Hürden, werden oft ausgegrenzt. Dass sie ihre Sportarten ausüben können, macht sie stolz und stärkt ihr Selbstbewusstsein. Das sieht man, und das ist das Schönste an diesem Sportereignis: echte, unverstellte Gefühle! Menschen, die sich nach dem Zieleinlauf umarmen, weil sie es geschafft haben, und voller Glück miteinander lachen. Es geht für sie nicht um kühles Taktieren, Kommerz und Werbeverträge. Es geht wirklich ums Dabeisein.
Und für uns alle geht es dabei auch um mehr Offenheit. Offenheit gegenüber Menschen, mit denen wir sonst nur wenig Berührung haben. Jeder, der sich darauf einlässt und einmal bei einem der Wettkämpfe vorbeischaut, wird das erleben. Ungewöhnlich bewegend – das sind die Special Olympics.
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Quelle: BERLINER MORGENPOST, REDAKTION
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