Kein Lifestyle: Kommentar von Sonja Werner zur Abnehm-Spritze „Wegovy“

Kein Lifestyle: Kommentar von Sonja Werner zur Abnehm-Spritze „Wegovy“

Die wichtigste Botschaft zuerst: Die Abnehm-Spritze „Wegovy“ ist kein Lifestyle-Produkt – auch wenn in den USA Prominente wie Elon Musk hierfür den Anschein erwecken lassen, wenn sie davon twittern, dass ihnen das Medikament beim Abnehmen geholfen habe. Dafür hat es zu viele Nebenwirkungen, ist eigentlich viel zu teuer und viel zu knapp.

Aber auch in Deutschland wird es eine große Nachfrage nach dem Medikament geben – weil das Problem, für das es zugelassen ist, riesengroß ist. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland ist übergewichtig, ein Fünftel der Bevölkerung hat Adipositas.

Kein Wunder also: Wer ein Mittel für diese Patienten auf den Markt bringt, kann sicher sein, dass sich das finanziell lohnen wird. Und die nächsten Medikamente mit ganz ähnlichen Wirkmechanismen werden in Kürze folgen. Alles bestens also? Fast. Denn tatsächlich wird man sich genau anschauen müssen, für welche Patienten das Medikament geeignet ist. Etwa vor dem Hintergrund, dass es nur so lange wirkt, wie es auch eingenommen wird. Darüber hinaus wird auch die Kostenfrage weiter ein großes Thema sein. 328 Euro im Monat, fast 4000 Euro im Jahr – das können sich gerade die Menschen nicht leisten, die ein geringes Einkommen haben.

Absurderweise also genau diejenigen, die ein besonders großes Risiko für Adipositas haben. Vielleicht aber bringt der Hype um das Abnehm-Medikament eine Diskussion in Gang – bei dem das Thema Adipositas endlich sichtbar wird, ohne Betroffene leichtfertig zu stigmatisieren und deren Probleme kleinzureden. Dazu gehört, dass Therapien gegen Adipositas wie die Abnehm-Spritze nicht prinzipiell von der Kostenerstattung ausgeschlossen sind.

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Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz, Zentraler Newsdesk
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