Immobilien-Krise – Die schmerzhaften Folgen der Zinswende

Die Immobilienpreise sinken – das ist bekannt. Weniger bekannt: Es ist nur der Anfang. „Viele wollen es wohl auch lieber nicht wahrhaben“, sagt Jörg Wiechmann, Geschäftsführer des Itzehoer Aktien Clubs (IAC).

Jahrelang kannte der Immobilienmarkt nur eine Richtung: aufwärts. Kein Wunder, so Wiechmann: Kaum eine andere Anlageklasse hänge so sehr am Zins, die Null-Zins-Politik habe starken Rückenwind gegeben. „Umso heftiger erwischt die historisch starke und schnelle Zinswende jetzt den Immobilienmarkt“, sagt der IAC-Geschäftsführer: Der Finanzierungszins habe sich auf rund vier Prozent vervierfacht, das könnten oder wollten viele Kaufinteressierte nicht stemmen und blieben lieber Mieter.

Hinzu komme: „Auch Eigenkapitalbesitzern vermiest der dramatische Zinsanstieg die Lust auf Immobilien.“ Denn zur Null-Zins-Zeit lohnte sich der Kauf auch noch bei einem niedrigen Mietzins von zwei Prozent, das sieht jetzt völlig anders aus. „Interessant wird der Immobilienkauf für Investoren erst wieder, wenn der Mietzins sich dem stark gestiegenen Anlagezins angleicht“, betont Wiechmann.

Laut Statistischem Bundesamt seien die Preise für Wohnimmobilien zuletzt so stark gefallen wie noch nie seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2000. Doch dabei handele es sich um einen zehnprozentigen Rückgang – damit sich die Investition in Immobilien wieder lohne, sei rechnerisch eine Halbierung der Preise nötig, sagt der Experte. Die Anpassung der durch die Niedrigzinspolitik aufgeblähten Immobilienpreise habe demnach gerade erst begonnen. Wiechmann weiß aber auch: „Diese Erkenntnis ist schmerzhaft und wird sich unter Immobilienbesitzern folglich nur langsam durchsetzen.“

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Nils Petersen, Fondsmanager
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