Neues Beispielrevier Herrlichkeit im Stadtwald Warstein

Exkursion der AG Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW): Weißtanne etablieren

Warstein: Waldbewirtschaftung ist eine Aufgabe, deren Früchte erst die nachfolgenden Generationen ernten – wenn es überhaupt so weit kommt. Denn seitdem man gegen einen so unberechenbaren Gegner wie den Klimawandel kämpft, hat heute nichts mehr Gültigkeit, was gestern noch Zukunft war. Deshalb ist der Expertenaustausch von besonderer Bedeutung: Zu einer Exkursion in den Warsteiner Stadtwald trafen sich bereits im Oktober 2023 15 Regionalbeauftragte der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) aus ganz Deutschland. Eingeladen hatten dazu der Bundesvorsitzende der ANW, Hans von der Goltz, und der Projektleiter des ANW-Projektes „Weißtanne 2.0“, Dr. Timo Ackermann.

Ziel des Projektes ist es, Praxislösungen für eine stärkere Etablierung der Weißtanne zu finden. Die Försterei Herrlichkeit der Stadt Warstein hat sich seit 1991 dem naturgemäßen Waldbau verschrieben und folgt den Bewirtschaftungsgrundsätzen der ANW. Dabei steht die Mischung von Baumarten und der Verzicht auf Kahlschläge im Vordergrund. „Besonderes Augenmerk legen wir auf die Weißtanne. Wir haben schon Ende der neunziger Jahre begonnen, Fichtenbestände in Mischbestände mit Buche und Weißtanne umzuwandeln“, erläutert Förster Henning Dictus. Er hat allein seit Beginn der Borkenkäferkalamität über 60 Hektar Weißtannenbestände begründet.

Im Mittelpunkt der Exkursion stand das Thema „Anzucht der Weißtanne als Vorbereitung zur Pflanzung auf der Freifläche“. Das Interesse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer fand der „ganzheitliche Ansatz“, die jungen Bäume schon im Saatbeet auf die späteren schwierigen Bedingungen vorzubereiten. Werden diese doch, nachdem sie auf die kahlen Flächen gepflanzt werden, langen Trockenphasen und nährstoffarmen Böden ausgesetzt. „Das erfahren die kleinen Weißtannen in unserem eigenen Pflanzgarten von Anfang an“, unterstreicht Dictus und ergänzt: „Dünger ist tabu und eine Bewässerung der jungen Bäume findet nur im äußersten Notfall statt.“ Dieser Ansatz wurde im Erfahrungsaustausch unter den Forstleuten intensiv diskutiert.

Förster Dictus nutzt zur Anzucht im Pflanzgarten neben heimischem Weißtannen-Saatgut auch solches aus Rumänien und Slowenien, da dort bereits „unser Klima von Morgen“ herrscht. Beim Besuch des Pflanzgartens und bei der Besichtigung von bepflanzten Flächen wurde die Praxis demonstriert und diskutiert. Der Warsteiner Betrieb überzeugte auf ganzer Linie, so dass das Revier Herrlichkeit aktuell in die Riege der Beispielreviere der ANW aufgenommen wurde. Davon gibt es bundesweit bislang 27.

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Quelle: Sylvia Lettmann, Kommunikation/Gleichstellung, Stadt Warstein
Bild: Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) zu Gast in der Revierförsterei Herrlichkeit im Stadtwald Warstein
Foto: Lena Arens