nd.DerTag: Auf Abschreckung vertrauen? Air Defender 2023

„nd.DerTag“: Auf Abschreckung vertrauen? – Kommentar zum Start des Nato-Manövers „Air Defender 2023“

Am Montag begann das Luftwaffen-Manöver „Air Defender 2023“. Vor allem über Deutschland wird es laut und eng, denn Militärs aus 25 westlichen Ländern versuchen in gemeinsamer Anstrengung einen angenommenen Angriff aus dem Osten abzuwehren. Zunächst gilt es einen fiktiven Angriff auf Rostock zu vereiteln. Das gelingt natürlich – sagt das Manöver-Drehbuch. So wie man bei der bislang größten Nato-Luftwaffen-Übung demonstrieren wird, dass die Nato im jederzeit möglichen Ernstfall das Bündnisgebiet, die Menschen darin und die westlichen Werte verteidigen kann. Es gehe um Abschreckung potenzieller Aggressoren, hört man. Hat es schon jemals irgendwo eine andere Begründung für solche Aufmärsche gegeben?

Gleichfalls zu Wochenbeginn veröffentlichte das Stockholmer Sipri-Institut einen Bericht über die wachsenden Gefahren, die durch immer mehr Hightech-Atomwaffen entstehen. Regional wie global. Seltsam: Von dieser Bedrohung ist keine Rede in den öffentlichen „Defender“-Szenarien. Doch wie ist das mit der nuklearen Teilhabe der Nato, die auch Deutschland zum Atomwaffenträger macht?

Bei „Air Defender“ fliegt so einiges herum, das Kernwaffen tragen kann: F-15, F-35, deutsche „Tornados“ … Wie vermeidet man da Missverständnisse? Wie verhindert man, dass die andere Seite einen Weltuntergangsvorwand konstruiert? Spätestens seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine sei die Lage intransparenter, warnt Sipri.

Gewiss, gerade in einer Zeit, da Moskau einen mörderischen Angriffskrieg führt, lässt sich schwer über den abermaligen Aufbau von Vertrauen sprechen. Doch egal, wie viele Flugzeuge man üben lässt, an der Vernunft führt kein Weg vorbei.

______________________

Quelle: nd.DerTag / nd.DieWoche, Redaktion
Original-Content von: nd.DerTag / nd.DieWoche, übermittelt durch news aktuell

Fotocredit: AdobeStock 27338956 / Brisystem